Therapie mit Hörnern und Streichern

"Orchester am Singrün" begeisterte 350 Musikfreunde im Festsaal des Bezirkskrankenhauses Wöllershof

Wöllershof. (apz) 350 Besucher ließen sich am Samstagabend das Konzert des Regensburger Orchesters "am Singrün" im Bezirkskrankenhaus Wöllershof nicht entgehen. Die winterlichen Straßenverhältnisse und die grassierende Grippewelle waren wohl daran Schuld, dass der historische Festsaal heuer nicht bis auf den letzten Platz besetzt war.

Konzert mitgeschnitten

Dr. Heribert Fleischmann, Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses, der selbst gesundheitlich angeschlagen war, wies darauf hin, dass Musik therapeutische Wirkung haben könne. Das Konzert wurde angesichts der sehr guten Akustik des Saals aufgezeichnet und wird die Discographie von Wöllershof um eine zweite Serie erweitern.
Das Regensburger Laienorchester um Chefdirigent Lutz Landwehr von Pragenau hatte ein äußerst attraktives Musikprogramm einstudiert. Die drei Werke bewiesen, dass Komponisten nicht nur im so genannten "besten Alter", sondern auch als Jugendliche und Senioren Großes schaffen können. Eine der schönsten Konzertouvertüren überhaupt, die in Musik gemalte Naturbeschreibung der "Hebriden" aus der Feder des jungen Mendelssohn-Bartholdy, gab es zum Einstand.
Johannes Brahms wollte alle seine Werke für ein gleichartiges Opus wegwerfen. Das wogende Meer, die schäumende Gischt, der geheimnisvolle Eingang zu Fingals Höhle, wurden den Zuhörern durch die Streicher (hervorragend geführt von Christine Horsch), die Holzbläser und das immer gut dosierte Blech geradezu filmhaft inszeniert.
Nicht nur durch ihr violettes Abendkleid und fiel Karin Korath sehr positiv auf. Die Solohornistin des Philharmonischen Orchesters Regensburg brillierte beim ersten Hornkonzert von Richard Strauss, dass der Teenie einst seinem Vater, dem ersten Hornisten der Münchner Hofoper, gewidmet hatte, dem das Werk jedoch zu heikel war. Mit samtigem Ton und langem Atem ließ die Tirolerin das Allegro klingen, brachte ihr Horn beim pausenlos angeschlossenen Andante sanft und gedämpft zum Erzählen, bevor in der Stretta des Rondo virtuose Schnelligkeit und Präzision bei kleinen Formen gefragt war.
Sichtlich erleichtern nahm sie die dankbare Anerkennung des Publikums entgegen. Wie bei den Festspielen in Bayreuth rief eine Trompetenfanfare zum zweiten Konzertteil: Das Alterswerk des eher als Orgelkomponist bekannten Franzosen César Franck, seine Symphonie d-Moll sollte vorgestellt werden. Ein äußerst ausladendes Werk, dessen erster Satz allein schon inhaltlich eine geschlossene Form zu sein scheint.
Doch das Dreitonmotiv, das im mittleren Satz durch eine eindrucksvolle Kantilene des Englischhorns abgelöst wird, tauchte im dritten Satz wieder auf und sorgte für runde Geschlossenheit. Die war auch bei den Streichern und ihren Langstreckeneinsätzen ausdauernd zu bewundern, samt melodischer Sprache, fließenden Bögen und prägnanten Motiven.

Schöner Pfauentanz

Applaus. Blumen für den Dirigenten, Rosen für alle Musiker, Feststimmung. Als Zugabe gab es keine Verlegenheitslösung, sondern einen perfekt einstudierten, spanischen Pfauentanz, die "Pavane" von Maurice Ravel, bei der Harfe und Englischhorn prächtig zur Geltung kommen durften. Und da ging es Dr. Fleischmann auch schon wieder viel besser.

Abdruck aus Neuer Tag vom 21.02.2005 | Netzcode: 10680780